Die Mehmel-Orgel der Bugenhagenkirche in Greifswald-Wieck

Das Fischerdorf Wieck erhält im 19. Jahrhundert eine neogotische Kirche, für die Friedrich Albert Daniel Mehmel (Stralsund) ein Orgelwerk liefert. Er baut ein Instrument mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal. In Wieck weicht er von seiner üblichen Bauweise von Schleifladenorgeln ab und baut eine eigens erfundene Röhrenlade mit Hängeventilen. Diese Registerkanzellenlade weist wohl einige Eigenschaften der im „Contract“ genannten „Präcisionslade“ auf, die auch bei Otto Wangemann Erwähnung findet. Jedoch gilt auch für die Hängeventillade, was Mehmel über die Lade schreibt: sie „[…] gewährt leichte Registerzüge, leichte Spielbarkeit und begünstigt wegen des directen Windes eine reine Stimmung und gute Intonation; […]“.

Die Orgel erfährt mehrere Dispositionsänderungen. Schon 1893 baut Orgelbauer Ratzmann aus Greifswald die Violone 8‘ zum Violon 16‘ um und verändert die Intonation einiger Register. Immer wieder wird gerügt, daß die Orgel laut und schreiend klinge, weshalb man 1964 eine klangliche Umgestaltung durch die Firma Schmeißer aus Rochlitz vornehmen läßt, die diesen Übelstand beseitigen soll, was jedoch nicht geschehen ist, denn noch immer spricht das Werk zu stark, für den Zuhörer fast unerträglich laut.

Es stellt sich die Frage, ob es nicht angebracht wäre, die alte Disposition wieder herzustellen: die Disponierung von Schwiegel 2‘ im II. Manual erweist sich nicht als besonders sinnvoll, denn Octave 2‘ im I. Manual ist klanglich davon nicht zu unterscheiden. Es wäre angetan, dem Instrument wieder mehr Grundtönigkeit zu geben und dabei die Mixtur etwas in ihrer Klangschärfe abzumildern. Dabei müßten die Windladen unverändert erhalten bleiben, denn sie stellen ein technisches Denkmal dar.

 

Disposition der Jahre 1883 und 2000

1883
Manual I (C-f```)

Manual II

Pedal (C-d`)

Bordun 16` Viola d'amour 8` Subbaß 16`

Prinzipal 8` Gedackt 8` Violone 8`

Hohlflöte 8` Flauto dolce 4` Gedacktflöte 8`

Viola di Gamba 8`  

Octave 4`  

Octave 2`  

Progressio harmonica 2-3f  

   

2000
Manual I

Manual II

Pedal

Bordun 16` Gedackt 8` Subbaß 16`

Prinzipal 8` Flauto dolce 4` Flötbaß 8`

Hohlflöte 8` Schwiegel 2`
Umarbeitung der Viola d'amour 8`
Choralbaß 4`
Umarbeitung der Violone 8`

Octave 4`  

Quinte 2 2/3`
Umarbeitung der Viola di Gamba 8`
 

Octave 2`  

Mixtur 3f
neue Zusammensetzung
 

Nebenzüge:
Koppeln II/I, I/Ped
Tuttitritt, Calcantenrufer, Evacuant