Lieber Herr Blank, ab dem Wintersemester 2024/25 sind Sie als Lehrbeauftragter für Tonsatz an unserem Institut tätig. Können Sie uns ein wenig davon berichten, wie Sie zur Musiktheorie gekommen sind?
Nach der Schulzeit wollte ich zunächst Physik studieren. In der Übergangszeit nahm ich bei meinem ehemaligen Klavierlehrer wieder Unterricht. Schon während der Schulzeit hatte ich angefangen zu komponieren. Nun reifte in mir der Gedanke, Komposition zu studieren. Als ich mich erkundigte, merkte ich, dass das Kompositionsstudium in Deutschland vor allem Neue Musik bedeutet. Mit diesem Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden. So folgte ich der Empfehlung meines Klavierlehrers, Musiktheorie zu studieren.
Haben Sie den Gedanken an das Komponieren damit aufgegeben?
Nein, im Gegenteil. Das Komponieren war durchaus noch das Ziel. Meine Intention bestand jedoch zunächst darin, die Kompositionsfähigkeiten mit tonalen Mitteln auszubauen.
Wie hat es Sie dann hoch in den Nordosten verschlagen?
Wahrscheinlich hätte ich in Frankfurt/Main studiert, wenn dort zur Zeit meiner Studienplatzsuche ein entsprechendes Angebot vorhanden gewesen wäre. Nach der Eignungsprüfung an der HMT Rostock stand die Entscheidung jedoch bald fest. Stadt und Hochschule haben mir gleich gut gefallen.
Wie hat sich Ihre Sicht auf die Musiktheorie und Kompositionsstile im Laufe Ihres Studiums verändert?
Am Anfang ging es mir besonders um das Kompositorische. Während des Studiums habe ich die Musiktheorie schätzen gelernt, um Kompositionsstile verstehen zu können und die Musik zu begreifen, nicht zuletzt auch, um Stile zu kopieren. Dadurch habe ich eine größere Wertschätzung gegenüber verschiedenen Stilen gewonnen. So z.B. auch gegenüber dem Renaissance-Kontrapunkt. Den musste ich zunächst wie eine fremde Sprache erlernen. Wenn man erst einmal die kontrapunktischen Regeln und ihre Ästhetik verstanden hat, wird das Hören und Musizieren dieser Musik zu einem ganz besonderen Erlebnis. Faszinierend finde ich, dass sich die Satztechniken und Stile zu einem eigenen Kompositionsstil verbinden lassen.
Was reizt Sie am Unterrichten?
Die Lehrpraxis stand zu Beginn des Studiums noch nicht auf dem Studienplan. Unterrichtserfahrung hatte ich vor dem Studium mit Klavierunterricht gewonnen.
Zum einen macht es mir viel Spaß, mich in die Gedankengänge anderer Menschen zu versetzen, sie besser zu verstehen. Es fasziniert mich immer wieder, wie andere Menschen an das Komponieren herangehen. Im Unterricht möchte ich vermitteln, was ich auch gelernt habe, so dass die Studierenden eine Offenheit und Wertschätzung für die verschiedenen Musikstile entwickeln. An der Prüfungs- und Studienordnung hier im Institut schätze ich, dass sie es zulässt, die Inhalte in Tonsatz, Gehörbildung und Musiktheorie individuell auf die Studierenden abzustimmen
Womit verbringen Sie gerne Ihre Freizeit, sei es mit oder ohne Musik?
Ich spiele gerne Fußball und fahre leidenschaftlich gerne Mountainbike. Hin und wieder vermisse ich dafür die Berge. Meine Interessen außerhalb der Musik liegen in naturwissenschaftlichen Themen, vor allem der Physik, und in der Politik.
Haben Sie musikalische Vorbilder?
Die finde ich vor allem in der englischen Musik des 20. Jahrhunderts. Meine Favoriten sind u.a. Ralph V. Williams, Gerald Finzi und Benjamin Britten. Ich liebe ihre modale Tonsprache, die für mich eng mit der Landschaft Englands verbunden ist.